„Alle Leitung in der Kirche ist demütiger, geschwisterlicher Dienst im Gehorsam gegenüber dem guten Hirten. (...) Die Ausstattung von Leitungsämtern mit Herrschaftsbefugnissen verstößt gegen die Heilige Schrift.“
(Grundordnung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz)
Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen
(Matthäus 18, 20)

Kirchturmpolitik ... ist weitsichtiger als starrer Zentralismus (Foto: Harwardt)Kirchturmpolitik ... ist weitsichtiger als starrer Zentralismus (Foto: Harwardt)Die Initiative „Kirche im Dorf lassen“ rät kleinen Kirchengemeinden, die ihre Selbständigkeit behalten wollen, zur Gründung von Gemeindekirchenvereinen. „Damit bleiben wir handlungsfähig vor Ort, und wir durchkreuzen die Strategie der Kirchenobrigkeit, erst das kirchliche Leben in den Dörfern runterzufahren, dann einen Teil der Kirchengebäude abzustoßen und am Ende nur noch die lukrativen Vermögenswerte der Kirchengemeinden zu behalten“, sagte Sprecher Andreas Haufe nach dem Ostergottesdienst in der Dorfkirche Lennewitz. Die Initiative hatte vergeblich versucht, das Mindestmitgliederzahlgesetz der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zu verhindern, nach dem in den kommenden drei Jahren alle Kirchengemeinden mit weniger als 300 Mitgliedern zu größeren Einheiten zusammengeschlossen werden müssen. Jetzt sollen in den Dörfern von der Landeskirche unabhängige gemeinnützige Vereine entstehen, die sich um die Unterhaltung der Dorfkirche und die Abhaltung von evangelischen Gottesdiensten und Veranstaltungen kümmern und Anspruch auf das Vermögen der früheren Kirchengemeinde erheben. „Der Verein ist das Mittel unserer Wahl, andere Optionen wie die Durchführung eines Musterprozesses gegen die Zwangsfusionen oder ein Übertritt zum reformierten Bekenntnis haben sich als weniger aussichtsreich herausgestellt“, so Haufe.

Für die rund 600 betroffenen Kirchengemeinden in Brandenburg hat die Initiative Leitfaden und Mustersatzung zur Gründung eines Gemeindekirchenvereins ausgearbeitet. Der Verein sollte faktisch der früheren Kirchengemeinde entsprechen, indem möglichst viele Gemeindeglieder eintreten, beschreibt Haufe das Konzept: „Aber wir wollen auch bisher kirchenferne Einwohner und Menschen von außerhalb ansprechen, die sich einbringen wollen.“ Wer aus der Landeskirche austreten möchte, könne das dadurch gesparte Geld dem Verein direkt zukommen lassen, gibt sich der 59jährige Bauunternehmer optimistisch, dass es gelingen werde, die neue Organisationsform auf eine solide finanzielle Basis zu stellen. Im Glauben bleibe man der Landeskirche verbunden, versichert Haufe: „Wir verabschieden uns ja nicht vom evangelischen Bekenntnis, nur von einem Verwaltungsapparat, der uns zunehmend fremd geworden ist.“ Jetzt solle alle Kraft in die Arbeit vor Ort investiert werden, kündigt der Sprecher an und hofft darauf, dass viele Aktive in den Dörfern den Schritt mitgehen. Die Initiative „Kirche im Dorf lassen“ werde als lockeres Netzwerk aus inzwischen 46 Kirchengemeinden und rund 130 Unterstützern auch künftig für den christlichen Glauben im ländlichen Raum einstehen.

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