Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen
(Matthäus 18, 20)
„Alle Leitung in der Kirche ist demütiger, geschwisterlicher Dienst im Gehorsam gegenüber dem guten Hirten. (...) Die Ausstattung von Leitungsämtern mit Herrschaftsbefugnissen verstößt gegen die Heilige Schrift.“
(Grundordnung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz)

Andreas Haufe, Gemeindekirchenrat LennewitzAndreas Haufe, Gemeindekirchenrat Lennewitz

Der Widerstand gegen das Vorhaben der Evangelischen Landeskirche, kleine Kirchengemeinden zwangsweise zu fusionieren, hat einen Namen. Am heutigen Sonntag schaltete die Initiative „Kirche im Dorf lassen“ ihren Internet-Auftritt frei. Zwölf Kirchengemeinden aus der Prignitz tragen den Aufruf bereits mit, der von Andreas Haufe aus Lennewitz, Thomas Kern aus Kunow, Anne Petrick aus Rosenhagen, Beate Scheel aus Groß Leppin und Christoph Albrecht aus Krampfer unterschrieben ist. In vielen weiteren Kirchengemeinden im ganzen Land steht ein entsprechender Beschluss in den nächsten Wochen auf der Tagesordnung. „Wir arbeiten massiv an der Vernetzung, wollen vor der Landessynode im November deutlich machen, dass die von der Kirchenobrigkeit geplante Mindestmitgliederzahl in den betroffenen Dörfern entschieden abgelehnt wird“, beschreibt Andreas Haufe, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates Lennewitz, die Stoßrichtung der Initiative: „Deshalb versichern wir uns schon heute gegenseitig, dass wir Anordnungen, die zum Verlust unserer Selbständigkeit führen würden, nicht befolgen, sondern uns gemeinsam in der Öffentlichkeit und notfalls auch vor Gericht dagegen wehren werden.“

Der Protest richtet sich nicht grundsätzlich gegen strukturelle Veränderung. Nach Einschätzung der Initiative gebe es Situationen, in denen eine Fusion sinnvoll sein kann. „Aber solche Zusammenschlüsse müssen freiwillig entstehen, wenn sie gelingen sollen, auf keinen Fall durch Druck von oben“, betont Haufe. In vielen gut funktionierenden kleinen Gemeinden gebe es derzeit überhaupt keinen Anlass, darüber nachzudenken. 300 Gemeindemitglieder zur Voraussetzung für die Existenz einer Kirchengemeinde zu machen, sei willkürlich und lebensfremd, sind Haufe und seine Mitstreiter überzeugt und sprechen von „Entmündigung und Enteignung“. Alle Christen werden aufgerufen, den Protest zu unterstützen. Zur Vorbereitung einer möglichen rechtlichen Auseinandersetzung wurde bereits ein Spendenkonto eingerichtet. Der große Zuspruch aus den Dörfern und die landesweite Solidarität stimmen Haufe zuversichtlich, dass die Initiative sich durchsetzen, vielleicht sogar schon die Synode überzeugen wird. „Wir wollen die Kirche im Dorf lassen – nicht nur die Steine und Balken, auch den Heiligen Geist, der in lebendigen selbständi­gen Gemeinden wirkt“, sagt er und zitiert aus der Bibel: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“

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